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Stadtrundgang "Auf den Spuren jüdischen Lebens in Kiel" im Rahmen unseres VERA-Cafés „Beseder“

Stadtrundgang „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Kiel“

Foto: ©Jüdische Gemeinde Kiel und Region e.V.

 

 

Am 24.07. traf sich unsere Gruppe nicht wie gewohnt bei uns in der Gemeinde, sondern am Mahnmal der Synagoge in der Goethestraße 13.

Dort begann die Führung mit der Historikerin Annette Mörke „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Kiel“. Beeindruckend war, als Frau Mörke uns erzählte, dass eine ihr unbekannte Frau immer dafür sorgt, dass eine Vase mit Wasser bereit steht, damit die weiße Rose, die alle paar Tage von einem oder einer Unbekannten am Mahnmal abgelegt wird, mit Wasser versorgt wird. 

 

Das Mahnmal wurde 1989 dort errichtet, wo einst die Synagoge stand. Diese war am 02.01.1910 eingeweiht und in der Reichspogromnacht am 09.11.1939 zerstört und abgerissen worden.

 

Die nächste Station führte zum Gebäude der Kriminalinspektion in der Blumenstraße. Dort wurde am 01.04.1933, dem Tag des Boykotts, Dr. Friedrich Schumm vom nationalsozialistischen Mob gelyncht. Er durfte nicht auf dem jüdischen Friedhof in Kiel beerdigt werden. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Westerrönfeld, da die Nationalsozialisten befürchtet haben, dass seine Beerdigung zu einer Solidaritätskundgebung für die jüdischen Menschen werden könnte. Denn das genau war zwei Wochen vorher geschehen. Bei der Beerdigung von Wilhelm Spiegel, SPD-Stadtverordneter und Rechtsanwalt, standen Arbeiter Spalier. Spiegel war in der Nacht vom 11. auf den 12. März 1933 in seinem Haus im Forstweg von zwei SA-Leuten erschossen worden.

 

Dann ging es weiter in die Haßstraße (der Straßenname ist von dem niederdeutschen Wort „Hirsch“ abgeleitet. Es besteht keinerlei Verbindung zu der heutigen Bedeutung). In dieser Straße war die erste Synagoge der Jüdischen Gemeinde. 1869 eingeweiht, musste sie aber schon 1909 aufgegeben werden, da sie zu klein und außerdem baufällig war. Der Neubau in der Goethestraße trat an ihre Stelle.

 

In der Dänischen Straße zeigte Frau Mörke das Haus, in dem Wilhelm Spiegel sein Büro hatte. Auch gab es hier eine Diskussion darüber, ob „Stolpersteine“ eine angemessene Form der Erinnerung darstellen. 

 

Die Führung endete am Alten Markt, wo es sich im Hotel eine Sammelstelle für die Überlebenden der Konzentrationslager befand. Frau Mörke noch erläuterte noch, dass nach 1945 Antisemitismus in der Gesellschaft keineswegs erloschen war und ist. Auch der Deutsche Staat hat sich sehr schwergetan, den Überlebenden der Verfolgung und Internierung in Konzentrationslagern eine angemessene Entschädigung für das erlittene Unrecht zukommen zu lassen. Erst in den 50er Jahren gab es in der Bundesrepublik eine einheitliche Regelung.

 

Solche Führungen sind unbedingt notwendig, um der Kieler Bevölkerung deutlich zu machen, dass Ausgrenzung, Verfolgung und Mord vor der eigenen Haustüre stattgefunden haben und nicht „irgendwo“. So hoffen wir, dass solche Hintergrundinformationen dem leider wieder aufstrebenden Antisemitismus entgegenwirken können.

 

Wir danken Frau Mörke für diese sehr informative und interessante Führung.