Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Kiel und Region
Rabbiner Meir Myropolskyy
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Rabbiner Meir Myropolskyy wurde in der Stadt Dnepropetrowsk (Ukraine) geboren.
2003 zog er zusammen mit seinen Eltern nach Deutschland. Er studierte an der Jeschiwot in Berlin und Jerusalem. 2021 wurde ihm nach Abschluss des Studiums am Rabbinerseminar zu Berlin ein Diplom als Rabbiner verliehen.
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Chanukka
Jedem Feiertag des jüdischen Kalenders ist ein Traktat im Talmud zugeordnet. Um zu erfüllen, was Mosche Rabbeinu verordnet hat: die Gesetze der einzelnen Feiertage zu lehren, zu wiederholen und Fragen zu stellen. Die Gesetze von Pessach stehen im Traktat Psachim, die Gesetze von Sukkot im Traktat Sukkah. Die Ausnahme ist Chanukka, dieser Feiertag hat keinen Traktat im Talmud, es gibt nur ein Kapitel über Chanukka im Traktat Schabbat.
Was ist die Verbindung zwischen Schabbat und Chanukka?
Der Höhepunkt des Lichts und der Heiligkeit des Schabbats wird durch das Anzünden der Schabbatkerzen erreicht, was die Annahme des Schabbats bedeutet. Es gibt Halaha (Gesetz), dass Schabbatkerzen wichtiger sind als Chanukka-Kerzen. Wenn man kein Geld hat, um sowohl für den Schabbat als auch für Chanukka Kerzen zu kaufen, kauft man Kerzen für den Schabbat. Und das, obwohl Chanukka-Kerzen ein Wunder symbolisieren. Dieses Symbol beinhaltet die Offenbarung des Glaubens, die Fürsorge und die Nähe G-ttes, die die Grundlage unseres Glaubens ist. Dennoch werden Schabbatkerzen, die Kerzen des Hauses, bevorzugt.
Der Grund dafür ist, dass, sobald die Schabbatruhe eintritt, alles in der Natur zweitrangig wird. Schließlich ist der Schabbat für G-tt das meist erstrebenswerte von allem, was er erschaffen hat und eine Bestätigung dafür, dass G-tt Einer ist. Dies ist auch der Grund für die verbotenen Arbeiten am Schabbat. Jede der 39 verbotenen Arbeiten trägt in sich ist eine Schöpfung, eine Ergänzung der Welt. Deshalb sind sie verboten, um zu zeigen, dass nur der Schöpfer und sein Wort wichtig sind.
Mit dem Beginn des Schabbats erkennt der Jude die wahre Realität - und damit ändert sich auch seine Sicht auf sich selbst und andere. Ein Beispiel: Ein Jude sitzt am Schabbat und lernt Tora, da kommt jemand vorbei und ruft dem Juden zu: „Dein Tomatenbeet ist durch die Hitze völlig vertrocknet, pflanze es dringend, denn du kannst mehrere tausend Euro verlieren!“. Doch der Jude antwortet: „Um den Schabbat nicht zu entweihen, bin ich bereit zu verlieren.“ Schließlich ist es nur G-tt, der Unterhalt und Lebensunterhalt schickt, nicht die Arbeit im Schweiß. Obwohl wir sehen, dass der Jude schon am Sonntag läuft und im Schweiß arbeitet und das Feld bestellt - an einem Tag, an dem Arbeit erlaubt ist. Denn er ist für die Sabbatruhe und die Erleuchtung des Tages gesegnet worden.
Schabbat ist ein Moment des Lichts in der alltäglichen Dunkelheit. Und der Grund, warum Chanukka Teil des Traktats Schabbat ist, ist der Hinweis darauf, dass das Anzünden von Chanukka-Kerzen, wie auch von Schabbat-Kerzen, nicht nur im Schabbat, sondern auch in die alltägliche Dunkelheit des Lebens mit G-tt bringen soll. Und dann braucht sich der Jude um nichts mehr zu sorgen.
Noch eine Ergänzung zum Verständnis der in den Tagen von Chanukka innewohnenden: Tag für Tag erlebt der Mensch ständige Schwierigkeiten, Probleme mit dem Einkommen, mit der Gesundheit.... Das ist die Dunkelheit des täglichen Lebens in dieser Welt. Aber sobald der Schabbat kommt, treten all diese Schwierigkeiten in den Hintergrund, werden vergessen. Und all das kommt von der schwachen Flamme der Schabbatkerzen. Auf die gleiche Weise bezeugen wir beim Anzünden der Chanukka-Kerzen, dass G-tt der Schöpfer ist und alles in seinen Händen liegt und er alle unsere Schwierigkeiten lösen wird, wie es in König Davids Tehillim (55:23) geschrieben steht. „Wirf deine Last auf den Herrn, und er wird dich stützen...“.
Ich wünsche uns allen einen lichterfülltes Chanukka, dass jeder von uns beim Anzünden der Kerzen daran denkt und spürt, wie sehr G-tt uns erhält und Licht in jedes unserer Leben bringt.